Hermann Straniak sen. und Dipl.-Kfm. Hermann Straniak jun.
Seifenfabrikant, Landwirt; Firmeninhaber
* 3. Jänner 1908 in Salzburg
† 13. Juni 1975 in Salzburg
Straßenbenennung: Straniak-Straße, beschlossen am 5. November 1976
Lage: Kasern; nördlich der ehemaligen Glockengießerei zur Stadtgrenze Bergheim.
Der Seifenfabrikant und Landwirt Hermann Straniak sen. wurde am 27. Februar 1875 in Eggenfelden (Königreich Bayern) als Sohn des Ziegeleibesitzers Johann Straniak (4. Dezember 1845 Salzburg – 15. März 1947 Eggenfelden) geboren. Johann Straniak gründete in Eggenfelden eine Seifensiederei. Hermann Straniak sen. übernahm 1907 gemeinsam mit Alois Straniak eine in Salzburg Bergstraße 11/Priesterhausgasse 14 gelegene Seifen- und Margarinefabrik, die 1797 gegründet worden war und sich bereits seit 1827 im Mitbesitz der Familie Straniak befand. 1912 wurde Hermann Straniak sen. Alleininhaber der Firma. 1914 verlegte er die Fabrik nach Kasern, weshalb er als Begründer des dortigen Industriegebietes gilt. Im Gebäude Bergstraße 11 verblieb eine Verkaufsfiliale der Firma Straniak, eine zweite wurde am Alten Markt 1 eröffnet. Verkauft wurden Seifen und Parfüm.
Hermann Straniak sen. war deutscher Staatsbürger und Vorstandsmitglied (Kassier) im Bund der Reichsdeutschen im Land Salzburg, als solcher erhielt er 1936 das Ehrenzeichen des Deutschen Roten Kreuzes.
Hermann Straniak sen. heiratete am 11. März 1907 in Emmerau bei München Viktoria König (geb. 13. September 1885 in Pfaffenhofen an der Ilm), am 3. Januar 1908 wurde in Salzburg ihr Sohn Hermann Johann Max Straniak geboren, der in Salzburg die Volksschule und das Realgymnasium absolvierte, dann die Technische Hochschule in München besuchte, die er am 27. Juli 1929 als Diplomkaufmann abschloss. An sein Studium anschließend verbrachte Straniak jun. ein Jahr in Paris, ehe er 1931 nach Salzburg zurückkehrte. Am 22. November 1932 heiratete er in München Marianne Therese Bösel (25. Mai 1903 München – 15. Dezember 1973).
Hermann Straniak jun. war deutscher Staatsbürger und Mitglied im Bund der Reichsdeutschen.
NS-Zeit
Hermann Straniak sen. suchte im Juni 1938 um Aufnahme in die NSDAP an, Funktionen hatte der zu diesem Zeitpunkt bereits 73-Jährige keine inne.
Hermann Straniak jun. stellte am 16. Juni 1938 einen Mitgliedsantrag zur Aufnahme in die NSDAP und gab dabei an, der Partei erstmals im Mai 1933 beigetreten zu sein. Er erhielt die Mitgliedsnummer 6.339.256. Da Straniak jun. deutscher Staatsbürger war, liegt jedenfalls keine „illegale“ Parteimitgliedschaft vor.
Im Juni 1939 schied Hermann Straniak sen. aus der Firma aus, als haftende Gesellschafter traten Hermann Straniak jun. und der Kaufmann Hans Straniak (Hallein) in die Gesellschaft ein. Straniak sen. war fortan Landwirt in Kasern.
Wegen eines Verstoßes gegen die Fettbewirtschaftungsvorschriften – die Firma Straniak hatte die vorgeschriebenen drei Margarinesorten aus demselben Rohstoff erzeugt, statt den Qualitätsunterschieden entsprechende Rohstoffe zu verwenden – kam die Firma 1939 in Konflikt mit der Gauleitung und dem Gauwirtschaftsberater, der einen kommissarischen Verwalter bestellte. Die Straniaks verantworteten sich damit, die entsprechenden Verordnungen verspätet erhalten zu haben. Sowohl die Reichsstelle für Milcherzeugnisse als auch die Fachgruppe der Margarine-Industrie bestätigten den Sachverhalt, das Verfahren wurde daher eingestellt und die kommissarische Verwaltung aufgehoben. Nachdem der kommissarische Verwalter Adolf Himmler am 10. Juni 1939 die Betriebskasse an die Inhaber retourniert hatte, gab ihm Gauwirtschaftsberater Dr. Erich Gebert am 19. Juni den Auftrag, die kommissarische Leitung erneut zu übernehmen. Der persönliche Sekretär des Gauleiters, Heinrich Korger, informierte Erich Jung, den Rechtsanwalt der Straniaks, dass das Verhalten der Inhaber der NS-Wirtschaftsauffassung widerspreche und man daher der Ansicht sei, dass sie nicht geeignet seien, Betriebsführer im NS-Staat zu sein. Zwar bestehe kein Anlass zur Fortführung des Strafverfahrens, aber der Gauleiter unterstütze die vom Wirtschaftsberater empfohlenen Maßnahmen, also die kommissarische Verwaltung, insbesondere bestand die Gauleitung auf dem Ausscheiden von Hans Straniak aus der Geschäftsführung. Die Situation blieb noch einige Zeit ungeklärt, bis auf Grund der mit Kriegsbeginn einsetzenden Vorschriften zur Verminderung der Margarine-Erzeugung und der weitgehenden Stilllegung der Nahrungsmittelerzeugung in der Firma Straniak sich der Gauwirtschaftsberater mit einem Verbleib von Hans Straniak in der Firma abfinden konnte, so lange diese keine Lebensmittel erzeuge.
Die Verstimmung dürfte sich bis 1942 wieder gelegt haben, zumindest versorgte die Firma Straniak das DAF-Gemeinschaftslager in Kleßheim mit Waschmittel. Im selben Jahr plante die Stadt Salzburg, „im Enteignungswege ein Grundstück aus der Liegenschaft des Hermann Straniak [sen.; Anm. d. Verf.] in Kasern im Ausmaße von rd. 20.000 m² zum Zwecke der Errichtung einer Schweinemastanstalt“ des Ernährungshilfswerkes der NSV zu erwerben.
Hermann Straniak jun. wurde im Jänner 1942 zur Wehrmacht eingezogen, in späteren eigenen Angaben war von Kriegsdienst ab 1939 die Rede.
Entnazifizierung
Hermann Straniak sen. und seine Gattin erwarben 1946 die österreichische Staatsbürgerschaft. Straniak sen. registrierte sich als Parteianwärter ab 1. Juni 1938 und als Parteimitglied ab 1. Jänner 1939. In seinem Ansuchen um Nachsicht von der Registrierung führte er aus: „Ich war lediglich Mitglied d. NSDAP, habe keine Stelle übernommen und daher auch keine Funktion ausgeübt.“ Er wurde als minderbelastet registriert.
Hermann Straniak sen. verstarb am 29. September 1951 in Salzburg.
Hermann Straniak jun. und seine Gattin erwarben ebenfalls 1946 die österreichische Staatsbürgerschaft. Straniak jun. registrierte sich 1946 als Parteimitglied ab 1938. In seinem Ansuchen um Entregistrierung führte er aus, dass er die Mitgliedschaft nach dem „Anschluß“ nur deshalb beantragt habe, da er sich auf Grund seiner „bekannten Einstellung gegen die nationalsozialistische Ideologie für gefährdet erachtet habe“. Er habe keine Funktion bekleidet, sondern im Gegenteil „gegen den Nationalsozialismus und den Krieg gearbeitet“, wofür er auch Bestätigungen mehrerer Personen vorlegte. Der nach New York emigrierte Kurt Bernheim bescheinigte ihm, dass er „wegen seiner freundschaftlichen Beziehungen zu anderen Schulkameraden juedischen Glaubens Anfeindungen ausgesetzt“ gewesen sei und „keineswegs der nationalsozialistischen Ideologie“ nahegestanden habe. Laut Rudolf Stransky war Straniak jun. „von jeher ein offener Gegner der nationalsozialistischen Ideologie“. Er habe auch „immer gegen den Nazismus Stellung genommen und auch versucht andere von ihrer Anhängerschaft an den Nazismus abzubringen“. Der Schriftleiter des „Rupertiboten“, Augustin Weis, berichtete, er habe Straniak jun. „als ehrlichen und aufrichtigen Gegner der NSDAP“ in der Militärzeit kennengelernt, dieser habe ihn auch in seiner Tätigkeit für die Widerstandsbewegung „tatkräftig“ unterstützt durch „Zurückhaltung von Urlaubern, Nichtdurchführung von Strafversetzungen, Verbreitung von Geheimbefehlen, Anfertigung von Flugzetteln“.
Hermann Straniak jun. wurde als minderbelastet registriert.
1949 informierte das Innenministerium die Registrierungsstelle, dass der Erfassungsantrag von Hermann Straniak jun. aufgetaucht sei, in welchem er selbst angab, bereits im Mai 1933 der NSDAP beigetreten zu sein. Straniak jun. nahm dazu Stellung und verwies erneut auf seine bisherigen Angaben, dass er erst nach dem „Anschluß“ beigetreten sei und zuvor nur Mitglied beim Bund der Reichsdeutschen war. Da er zu diesem Zeitpunkt deutscher Staatsbürger war, konnte eine „illegale“ Parteimitgliedschaft ohnehin nicht vorliegen, es erfolgte durch den Magistrat keine Aufrollung der Registrierungsangelegenheit.
Nachkriegszeit
Hermann Straniak jun. gründete in weiterer Folge in Salzburg eine Großhandelsfirma, insbesondere für Perlen. Ab den 1960er Jahren befasste er sich intensiv mit Philosophie und verfasste ein Buch. Dabei ging er „von dem Grundgedanken aus, daß nur eine Symbiose der fernöstlichen Philosophie mit westlichem Gedankengut die geistige Weiterentwicklung der menschlichen Rasse sichern könnte“. Seit seiner Realschulzeit habe ihn „der Wunsch nach einer vernünftigen Erklärung der Erscheinungen dieser Welt – der körperlichen wie der geistigen –, welche auch für den heutigen Menschen überzeugend wäre“, bedrängt. Schopenhauers Werk „Die Welt als Wille und Vorstellung“ sei Ausgangspunkt seiner Überlegungen gewesen.
Nach dem Tod seiner Frau Marianne gründete Hermann Straniak jun. die Hermann und Marianne Straniak Stiftung in der Schweiz, in die er sein Vermögen einbrachte. Hermann Straniak jun. verstarb am 13. Juni 1975 in Salzburg. Die Stiftung, deren Kapital in Liegenschaften in der Schweiz und Österreich und in Wertpapieren angelegt ist, setzt ihren Einnahmenüberschuss seither zur Förderung von Projekten in den Bereichen Philosophie und Menschenrechte, und zur „Förderung allgemeiner humanitärer Bestrebungen und der Unterstützung bedürftiger Menschen im Kanton Obwalden“ ein.
Straßenbenennung
Das Vermessungsamt der Stadt Salzburg informierte am 25. Mai 1976 das Kulturamt, dass „die Benennung eines Straßenstückes, das bei der alten Mattseer Landesstraße beginnt und in nördlicher Richtung bis zur Stadtgrenze führt, notwendig geworden“ sei. „Nach dem Vorschlag von Anrainern soll diese Straße ‚Straniakstraße‘ benannt werden. Damit soll an den kürzlich verstorbenen Besitzer der umliegenden Grundstücke sowie an den Begründer der im Jahre 1914 dort errichteten Seifen- und Margarinefabrik erinnert werden“, so das Kulturamt in seinem Amtsbericht vom 21. Juni 1976. Nach einstimmigem Votum im Kulturausschuss am 14. und im Stadtsenat am 18. Oktober beschloss der Gemeinderat der Stadt Salzburg in seiner Sitzung vom 5. November 1976 einstimmig (16 SPÖ, 13 ÖVP, 9 FPÖ) die Benennung der „Straniakstraße“.