Pert Peternell
Schriftsetzer, Lektor, Schriftsteller
* 30. August. 1909 in Sillweg bei Fohnsdorf (Steiermark)
† 11. Juni 1970 in Salzburg
Straßenbenennung: Pert-Peternell-Straße, beschlossen am 16. September 1983
Lage: Leopoldskron; von der Adalbert-Stifter-Straße nach Nordwesten abzweigend.
Der Schriftsetzer, Korrektor, Lektor und Schriftsteller Rupert (Pert) Peternell wurde am 30. August 1909 in Sillweg bei Fohnsdorf (Steiermark) als Sohn des Bergmanns Franz Peternell (Peternelj) und der Magd Maria Gassner geboren, die Eltern heirateten am 6. Februar 1910. Pert Peternell war das älteste von sechs Kindern.
Peternells Vater arbeitete als Heizer im Kesselhaus von Fohnsdorf, wurde nach einer Explosion, für die er verantwortlich gemacht wurde, entlassen, weshalb die Familie 1913 nach Grünbach umziehen musste. Kurz nach der Entlastung des Vaters von der Schuld wurde er zur Kriegsdienstleistung im Ersten Weltkrieg eingezogen. Peternell schildert die Kindheit und Jugend in der Familie als notleidend. Im Jahr 1923 bekam er über seinen Lehrer einen Lehrplatz in der Druckerei „Tauernpost“ in Tamsweg, wo er den Beruf des Buchdruckers erlernte. In der „Tauernpost“ erschienen auch die ersten literarischen Werke Peternells, zunächst einige Gedichte, die er als Lehrling verfasst hatte, und schließlich im Alter von 18 Jahren die Kurzgeschichte „Der Trotzkopf“. Seine Anstellung in Tamsweg habe er verloren, weil der katholische Gesellenverein, dem er hätte beitreten sollen, befand, er würde zu selten in die Kirche gehen, wie er 1939 gegenüber der Reichskulturkammer ausführte. Aufgrund dieser „klerikale[n] Heimtücke“ habe er sich kurzzeitig 1931/32 der sozialdemokratischen Partei angeschlossen, sich dann aber „fern von aller Politik“ gehalten. Im Jahr 1931 fand Peternell in der Stadt Salzburg in der Druckerei Kiesel eine Anstellung als Maschinensetzer. Peternell wohnte zunächst in der Gabelsbergerstraße, von 1935 bis 1937 am Mayburgerkai und ab 1937 in der Itzlinger Hauptstraße 65.
In Salzburg trat Peternell auch als Moderator und Conferencier bei Ballveranstaltungen und „Bunten Abenden“, vor allem der „Typographia“ auf, aber auch bei Veranstaltungen der ARBÖ-Motorradfahrer oder im Februar 1938 beim Faschingsabend des Gewerkschaftsbundes.
Das „Salzburger Volksblatt“ veröffentlichte von Peternell spätestens ab 1932 Kurzgeschichten und 1933 als Fortsetzungsgeschichte über sieben Teile „Das Spielcasino. (Doktor Grau-in-Grau)“. Neben Kurzgeschichten schrieb Peternell auch Reiseschilderungen und Schauspiele, welche er teilweise zu Romanen umarbeitete.
Am 11. September 1937 heiratete Peternell Marie Augustin, im Frühjahr 1939 wurden sie Eltern von Zwillingen.
NS-Zeit
Zur Veröffentlichung seiner Texte benötigte Peternell in der NS-Zeit die Genehmigung der Reichsschrifttumskammer. Da er nur nebenberuflich schriftstellerisch tätig war, war dafür keine Mitgliedschaft, sondern ein jeweils für ein bestimmtes Werk oder eine bestimmte Frist geltende Genehmigung („Befreiungsschein“) nötig, den er auch jeweils erteilt bekam. In seinem ersten Ansuchen an die Reichsschrifttumskammer im Juli 1939 bezeichnete er sich als Parteianwärter, Mitglied war er zu diesem Zeitpunkt in der NS-Volkswohlfahrt (NSV) und in der Deutschen Arbeitsfront (DAF) jeweils seit Juni 1938 sowie in der Reichsarbeitsgemeinschaft Schadenverhütung (RAS) seit April 1939. Mitglied der NSDAP wurde Peternell mit 1. Jänner 1940, seinen Antrag um Aufnahme hatte er am 19. November 1939 gestellt. Er erhielt die Mitgliedsnummer 7.907.999. Im Salzburger Heimatwerk übte er die Funktion eines Ortswalters aus.
Im Herbst 1938 verfasste Peternell für das „Salzburger Volksblatt“ Berichte über eine Fahrt mit dem „Kraft-durch-Freude“-Dampfer Wilhelm Gustloff, in denen er die Grenze zur Propaganda überschritt. Peternell beschrieb die Reise als „Fahrt auf einem Märchenschiff“, erst am Ende des zweiten Teils des Berichtes klärte Peternell auf, es handle sich bei dem „Märchenschiff“ um die Wilhelm Gustloff und die Reise habe sich dank „Kraft durch Freude“, einer Gliederung der Deutschen Arbeitsfront, jeder leisten können, da alle Mitglieder der DAF quasi Mitbesitzer des Dampfers seien. Die Reise führte in die Fjorde Norwegens, Peternell beschrieb die Mitreisenden als „Volksgenossen“ und hob die geringe Bevölkerungsdichte Norwegens, die er in Gegensatz zu jener Deutschlands stellte, hervor. Wenig später erschien ein weiterer mit Fotos versehener Reisebericht Peternells, diesmal über den Tierpark Hagenbeck in Hamburg, von wo die Schifffahrt ihren Ausgang genommen hatte.
Ende 1938 war Peternell wieder als „Ansager“ bei einer Veranstaltung der „Typographia“ aktiv. 1939/40 verfasste er für das „Salzburger Volksblatt“ meist recht knapp gehaltene Filmrezensionen über Kinofilme wie „Der Frechdachs von Arizona“, „Der ewige Quell“, „Menschen, Tiere, Sensationen“ oder „Der Feuerteufel“ von und mit Luis Trenker und auch einen ausführlicheren Bericht über die Salzburger Aufführung des zum Teil bei Schloss Kleßheim gedrehten Hans-Moser-Films „Anton der Letzte“.
Im Verlag „Das Bergland–Buch“ der Druckerei Kiesel erschienen die ersten Bücher Peternells, „Der Hexenrichter“ (1939) und „Kind kein Hindernis“ (1940) sowie 1941 sein erster historischer Roman „Der König der Ärzte“ über Paracelsus, der für das „Salzburger Volksblatt“ von Augustin Ableitner besprochen wurde.
Pert Peternell zählte zu jenen Autoren, deren literarische Werke in der von April 1942 bis Jänner 1944 erscheinenden „Salzburger Soldatenzeitung“ gedruckt wurden. Die beitragenden Dichter und Schriftsteller dieser Zeitung beteiligten sich gewissermaßen an einer „Wahrnehmungsverschleierung“, sie lenkten von Krieg, Verfolgung und Verbrechen ab.
Peternell war nun verstärkt bei Lesungen aktiv, anlässlich der deutschen Bücherwoche 1940 las er im Rahmen der Buchausstellung im Kaisersaal der Residenz. Im Jänner 1942 nahm er an einer Lesung des Salzburger Dichterkreises zu Gunsten des Winterhilfswerkes im Mozarteum teil, weitere Mitwirkende waren Franz Braumann, Leo Maasfeld und Karl Heinrich Waggerl. Auch im Dezember 1942 las er bei einer Veranstaltung des Dichterkreises.
Für die Belegschaft der Druckerei Kiesel stellte Peternell aus den Feldpostbriefen der Kollegen eine Ausstellung zusammen, die Betriebsobmann Kirchberger bei einem Appell der DAF ausdrücklich lobend hervorhob. Im September 1943 wurde bei einem Gefolgschaftsabend der Firma Kiesel unter Peternells Regie dessen Stück „Ein verpatzter klassischer Einakter“ aufgeführt.
Entnazifizierung
Pert Peternell registrierte sich – für seine Einstufung unbedeutend – abweichend von den Angaben in der Mitgliedskartei als Parteianwärter von Juni 1941 bis Juni 1942 und als Parteimitglied ab 1942 sowie mit seiner Funktion als Ortswalter des Salzburger Heimatwerkes. In seinem Ansuchen um Abstandnahme von der Registrierung führte er aus, er habe keinen Nutzen aus der Parteimitgliedschaft gezogen und niemanden geschädigt. Er suche auch deshalb um Entregistrierung an, weil er „auch nach außenhin endlich von etwas loszukommen“ versuche, wozu er „innerlich nach fortgesetzten Enttäuschungen längst keine Bindungen mehr hatte“. Peternell wurde als minderbelastet registriert.
Nachkriegszeit
Nach 1945 fanden sich zunächst nur wenige in Zeitungen veröffentlichte Werke Peternells. Im Juni 1948 schilderte er im „Linzer Volksblatt“ im Text „Whitelock mit dem Zettel“ eine Begegnung mit einem Amerikaner, der ihm eine Geschichte von seinem Salzburgbesuch 1936 erzählt habe. Ab 1948 veröffentlichte der Verlag „Das Bergland-Buch“ wieder Schriften Peternells.
Im November 1949 las Peternell bei einem Dichterabend zum Ausklang der Buchwoche im Kaisersaal der Residenz aus eigenen Werken. Die Lesung des „bekannten Salzburger Heimatdichters“ war „leider nicht sehr stark besucht“, wie die „Salzburger Volkszeitung“ vermerkte. Peternell verfasste weiterhin heimatkundliche Feuilletons und Sendungen (Hörspiele) für den Salzburger Rundfunk und arbeitete an Erzählungen, Mundartliteratur und Bildbänden. Neben seinen Mozart-Romanen „Die Last der Gnade“ (1954), „Gefährtin der Unsterblichkeit“ (1956) und „Die Mozarts“ (1965) ist er v. a. für seine historische Kompilation „Salzburg Chronik“ (1960) bekannt, die eine der ersten kompakten Landesgeschichten Salzburgs nach 1945 darstellt.
Pert Peternell blieb bis 1963 bei Kiesel als Korrektor tätig und war als Mitglied der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde auch Korrektor von deren Mitteilungen. Peternell verstarb am 11. Juni 1970 in Salzburg, er hinterließ seine Gattin Michaela und drei Kinder.
Straßenbenennung
Am 26. Juli 1983 beriet der Straßenbenennungsunterausschuss eine Reihe von Neu- bzw. Umbenennungen im Stadtgebiet, darunter fielen die Namen für „vier neue Straßenzüge in Leopoldskron, nördlich der Hammerauerstraße (…). Bei einem Lokalaugenschein (…) wurde festgestellt, daß es sich um ein Wald- und Moorgebiet handelt, in dem eine Reihe von Siedlungshäusern bereits steht bzw. im Entstehen begriffen ist. Diese Straßenzüge würden sich nach Auffassung des Amtes sehr gut zur Benennung nach Dichtern eignen“, so das Kulturamt in seinem Amtsbericht vom 27. Juli 1983, wobei nicht ausgeführt wurde, warum sich gerade dieses moorastige Gebiet für die „Benennung nach Dichtern“ eigne. Die vier Vorschläge schienen eher willkürlich herausgegriffen und keinen inneren Zusammenhang gehabt zu haben, denn neben dem im gesamten deutschsprachigen Raum bekannten Adalbert Stifter (1805–1868) wurden mit Franz Nabl (1883–1974), Erich Langrebe (1908–1979) und Pert Peternell (1909–1970) jüngere Literaten angeführt. Franz Nabl wies zudem keine Salzburg-Bezüge auf, er wurde wegen seines 100. Geburtstages ins Spiel gebracht. Bei der Sitzung des Kulturausschusses am 4. August, bei der der Amtsvorschlag erörtert wurde, bat Bürgermeister Dipl.-Ing. Josef Reschen „um Zurückstellung mehrerer Vorschläge“, darunter auch Franz Nabl. Der Ausschuss beschloss jedoch alle vier vorgeschlagenen Schriftsteller, ebenso der Stadtsenat am 12. September. Der Gemeinderat der Stadt Salzburg segnete die Benennung der „Pert-Peternell-Straße“ in seiner Sitzung vom 16. September 1983 einstimmig (14 SPÖ, 11 ÖVP, 6 Bürgerliste, 5 FPÖ) ab.